Konzert des Gemischten Chor Husum e.V.,
des Oberstufenchores der HTS Husum, des Oberstufenchores der FPS Niebüll und des Collegium musicum der Kreismusikschule NF
Karl Jenkins (* 1944), Requiem, Leitung: Oliver Schultz-Etzold
Nach dem großen Erfolg mit dem gemeinsamen Konzert des „Gemischten Chor Husum“ und dem Collegium musicum der Kreismusikschule Nordfriesland im Jahre 2012, war dies nun das zweite gemeinsame Projekt. Auf dem Programm stand das Requiem von Karl Jenkins. Jenkins ist ein sehr bekannter und viel gespielter zeitgenössischer Komponist aus England. In seinem Requiem verbindet und ersetzt er teilweise die üblichen lateinischen Textelemente des Requiems durch japanische Haiku Gesänge. Auch die Orchesterbesetzung wies auf die Verbindung von westlicher mit fernöstlicher Tradition hin. So wurde das Orchester durch ein großes Schlagwerk mit diversen fernöstlichen Instrumenten erweitert.
Husumer Nachrichten vom 27.11., Seite 30 – Veranstaltungen&Service
Imponierende Klangkulisse, motivierte Künstler
Gemeinsames Projekt des Gemischten Chores Husum und des Collegium musicum der Kreismusikschule: Konzerte in Niebüll und Husum begeisterten das Publikum
Niebüll/Husum Es war ein nachhaltig beeindruckendes, dem Charakter des Totensonntags angepasstes Konzert, zu dem sich am Sonnabend in der Niebüller Stadthalle und am Sonntag im Nordsee-Congress-Centrum Husum gleich mehrere Gruppen zusammengefunden hatten: das der Kreismusikschule Nordfriesland angeschlossene Orchester Collegium musicum, dem zahlreiche ambitionierte Laienmusiker angehören, der Gemischte Chor Husum, die Oberstufenchöre der Gymnasien Friedrich-Paulsen-Schule (Niebüll) und Hermann-Tast-Schule (Husum), der Unterstufenchor der Friedrich-Paulsen-Schule sowie der Marienkinderchor aus Süderlügum. Darin eingebunden waren auch eine Schülergruppe der Schlagzeugklasse Kwan Ju Lee (Schlagwerk und Percussions) und die von Christina Burkhard betreute Harfenistin Hannah Looks. Die Chöre einstudiert hatten Oliver Schultz-Etzold, Ralf Kukowski und Ingrid Sievers.
Den ersten Teil des Konzertes gestaltete das vom Chef des Orchesters, Henning Bock, einfühlsam dirigierte Collegium musicum allein, indem es die Sinfonie Nr. 7 h-moll, D 759 (die Unvollendete) von Franz Schubert mit spürbar leidenschaftlichem Engagement interpretierte. Dabei gelang es den Streichern und Bläsern, den romantischen Gefühlsreichtum der liedhaften Melodien, aber auch deren bedrohlich wirkende, abrupte Einbrüche stilsicher auszudrücken, bevor das aus nur zwei Sätzen bestehende, erst 37 Jahre nach dem Tode des Komponisten Schubert uraufgeführte Werk sanft und friedvoll ausklang.
Der zweite Teil der Darbietungen zeigte das Ergebnis eines von Oliver Schultz-Etzold initiierten Projektes, dessen Realisierung vor gut einem Jahr in Angriff genommen wurde: die unter seiner Leitung praktizierte Aufführung des im Jahre 2005 entstandenen Requiems von Karl Jenkins (geboren 1944). Dieser erwarb als walisischer Keyboarder, Oboist, Saxofonist und Komponist auf dem Sektor des Jazzrock große Verdienste, steht aber auch der klassischen Musik sehr nahe.
Er scheute sich nicht, die Jahrhunderte alten Texte der katholischen Totenmesse in zeitgemäßer Weise zu vertonen und durch verklanglichte japanische Gedichte ähnlichen Charakters (Haikus) zu ergänzen und zu vermischen. Die schwebenden Klänge in japanischer Tonsprache regten den Zuhörer an, über den Sinn des Todes nachzudenken und Hoffnung auf ein Leben im Paradies zu schöpfen – ein Effekt, den auch das traditionelle Requiem anstrebt. Allein schon die organisatorische Leistung des Oliver Schultz-Etzold, so weit verstreute Klangkörper und Solisten zusammenzuführen und musikalisch perfekt zu vereinen, verdient höchste Anerkennung.
Der vom Orchester mit einem sich ständig wiederholenden Motiv begleitete, emotionsreiche Introitus versetzte das Publikum in nachdenkliche Stimmung. Diese kippte um in Furcht und Schrecken vor dem Dies Irae, dem Jüngsten Gericht, als hart gehämmerte Rhythmen und skandierter Chorgesang den Tag des Zorns bedrohlich zum Ausdruck brachten. Ein ganz zart gesungenes Haiku, begleitet von einer Querflöte und Percussionisten, leitete über zum majestätischen, von wuchtigen Paukenschlägen begleiteten Hymnus auf den allmächtigen Richter (Rex Tremendae). Das Ende der Anschuldigungen gab dem Chor Gelegenheit, einen sauber intonierten Satz a cappella zu zelebrieren. Beim Lacrimosa ließ Jenkins auch musikalisch die Tränen fließen, bis die Solo-Sopranistin Leena Bodin mit ihrem zu Herzen gehenden Gebet Pie Jesu schließlich Trost bewirkte.
Lobend hervorzuheben sind auch die Solopassagen der Harfinistin Hannah Looks und der Gruppe der Hornisten bei der Gestaltung weiterer ins Requiem integrierter Haikus. Die Hoffnung auf den himmlischen Frieden klingt in den Sätzen Lux Aeterna (Ewiges Licht) und In paradisum deutlich an. Bei letzterem wurde ein verklärter Engelsgesang stilvoll imitiert.
Das Publikum bekundete seine Begeisterung durch lauten und lang anhaltenden Beifall. Er galt allen Mitwirkenden gleichermaßen.
Ulrich Jeß